Hochgebildet, ohne Job – Wie gestaltet man Entwicklungszusammenarbeit?

Der Fachtag der Entwicklung 2019

Am 13.06.2019 fand im Forum Volkshochschule im Museum am Neumarkt der Fachtag der Entwicklung statt. Ziel unserer Veranstaltung war es, die Tätigkeiten und Erfolge, wie auch Potentiale und Perspektiven von migrantischen Akteur*innen in der Integrationsarbeit und Entwicklungszusammenarbeit für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche besser sichtbar zu machen. Außerdem sollte der Tag dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen der EU und dem globalen Süden (Afrika u.a.) im Sinne der Agenda 2030 und 2063 der UN und AU, durch einen Austausch von Fachwissen und einen Perspektivenwechsel gezielt zu stärken und die aktiven Partner der Entwicklungszusammenarbeit auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene besser zu vernetzen.

 

An der Veranstaltungen mit abwechslungsreichen Programmpunkten nahmen mehr als 200 Gäste teil. Neben Interviews und Vorträgen von Expert*innen wie Serge Palasie (Fachpromotor für Flucht, Migration und Entwicklung), Prinz Dr. Asserate (Unternehmensberater, Bestsellerautor und politischer Analyst.), Dr. Boniface Mabanza (Philosoph, Literaturwissenschaftler und Theologe) und Prof. Dr. Kim Bischoff (Expertin für Förderung von Unternehmertum im Globalen Süden), konnten auch Sally Wane (Unternehmerin) und Bundestagsabgeordneter Uwe Kekeritz (Bündnis 90/Die Grünen, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mit ihrer Fachkompetenz in der anschließenden Podiumsdiskussion überzeugen. Inhaltlich beeindruckend waren vor allem die Beiträge der Referent*innen, die nicht davor scheuten, den Kontext europäischer Beteiligung an der mittlerweile seit Jahrhunderten andauernden Ausbeutung des afrikanischen Kontinents auf den Punkt zu bringen und neue, wissenschaftlich erarbeitete Lösungsvorschläge vorzustellen. Besonders interessant war der Vorschlag in einigen afrikanischen Ländern ein duales Ausbildungs- und Studiensystem nach deutschem Model einzuführen, um denjenigen Akademikern auszuhelfen, die auf Grund des übergroßen Wettbewerbs keine Arbeit in ihrem Fachbereich finden können. Dr. Asserate betonte, dass viele, der ohnehin außerordentlich jungen Bevölkerung Afrikas, versuchen den weitesten akademischen Weg zu gehen, um ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Die Konsequenz ist dann häufig: Hochgebildet, ohne Job; denn dem Arbeitsmarkt fehlt es vor allem an ausgebildeten Fachkräften und nicht an Akademikern. Darüber hinaus wurde im Laufe der Vorträge und Diskussionen immer wieder verdeutlicht, dass eine effektivere Gestaltung der Entwicklungszusammenarbeit, nur durch mehrheitliche Partizipation von Expert*innen mit diasporischem Hintergrund möglich ist, denn diese wissen genau wo der Kern der Fluchtursachen in ihren Herkunftsländern liegt, sondern kennen die Bedarfe, Kulturen und Systeme der Zielländer meistens viel besser.

Als Abwechslung von den intensiven Vorträgen und Diskussionen, untermalten unterhaltsame Musik- und Theaterdarbietungen, sowie ein „Markt der Möglichkeiten“, bei dem sich die kooperierenden Organisationen lebhaft miteinander und mit den anderen Gästen über ihre Ideen und Projekte austauschten, das bunte Programm.

Der Fachtag der Entwicklung war durch seinen Fokus auf aktuelle und relevante Fragen und der offenen Herangehensweise bei der Beantwortung dieser, eine für uns sehr erfolgreiche Veranstaltung. Abgeordneter Kekeritz versprach einige der Inputs direkt mit nach Berlin zu nehmen, wodurch sich hoffen lässt, dass die Thematik, in Zukunft, zumindest etwas mehr Gehör auf der bundespolitischen Bühne finden wird. Als gegen Ende der angeregten Diskussionsrunde der Kapitalismus als globales Wirtschaftssystem mit Hinblick auf die Entwicklungszusammenarbeit grundlegend hinterfragt wurde, blieb, zum Leid des Publikums, leider keine Zeit mehr, sich diesem Thema auch nur annähernd im Detail zu widmen. Dies hätte wahrscheinlich ohnehin tagelanger Diskussionen bedurft. Dadurch endete die Veranstaltung jedoch mit großer Spannung und viel Lust auf tiefergehende Debatten; am Ende genau was es braucht für neuen Schwung und Motivation engagiert zu bleiben und an neuen Ideen und Initiativen zu arbeiten.

Wir Danken Engagement Global und Aktion neue Nachbarn für die freundliche Unterstützung!

 

 

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