FACHTAG: OPEN UP! Wie offen ist unsere Gesellschaft, wie beweglich sind unsere Institutionen?
Das Highlight im ersten Halbjahr des Eine- Welt-Promotorenprogramms war der Fachtag „Open Up – Wie offen ist unsere Gesellschaft, wie beweglich sind unsere Institutionen“ am 17.11.2017 in Kooperation mit Aktion Neue Nachbarn. Im Rahmen der Podiumsdiskussion mit Hans-Jürgen Oster (Leiter der Flüchtlingskoordination Stadt Köln) übte Dr. Mark Terkessidis scharfe Kritik an dem Projekt “Einwanderung gestalten NRW”. Er beanstandete, dass Rund ein Drittel der Kölner Einwohner*innen Migrationshintergrund haben und nicht genug in die Gestaltung des Projektes miteinbezogen wurden. Beispielsweise dass keine migrantischen Organisationen an dem Projekt beteiligt sind. Der Interkulturelle Promotor Amanuel Amare betonte dass man mehr über die migrantischen Akteure spricht anstatt mit ihnen zu sprechen. Die Veranstaltung zeigte im Jahr 2018 die beabsichtigte Wirkung.
Zusammenarbeit mit der Stadt Köln zum Projekt „Einwanderung Gestalten NRW“
Seit Anfang 2018 fanden nach der Veranstaltung „Open Up“ mehrere Treffen mit dem Referat der Flüchtlingskoordination Stadt Köln und der Interkulturellen Promotorin Dorsa Moinipour statt, um das Projekt “Einwanderung Gestalten NRW” mitzugestalten.
Nach einem Vortrag zu Vielfaltskompetenzen und Fluchtursachen von Dorsa Moinipour im Sommer 2018 vor der Sitzung der AG „Einwanderung gestalten NRW“ gab es einen einstimmigen Beschluss, dass das Projekt aktiv die Weiterentwicklung von Vielfaltskompetenz in der Stadtverwaltung fördern soll. Das Referat der Flüchtlingskoordination, die Dienststelle Diversity mit dem Kommunalen Integrationszentrum sowie die städtische Personalentwicklung wurden beauftragt, die Weiterentwicklung von Vielfaltskompetenz unter Einbindung migrantischer Organisationen zu fördern und ein Eckpunktepapier zum weiteren Vorgehen zu erarbeiten. Es wurde beschlossen, dass interkulturelle Kompetenzen in den Strukturen der Verwaltung verankert werden sollen und in das allgemeine Verwaltungshandeln – wie Planung, Steuerung, Außendarstellung usw.- integriert werden. Sensibilisierungsseminare sollen interkulturelle Kompetenzen vermitteln, um vor allem dem Problem der Diskriminierung in Behörden entgegenzuwirken.
Unterstützung von migrantischen Organisationen
Die Unterstützung von migrantischen Organisationen und Initiativen konnte im 2. Halbjahr 2018 weiter ausgebaut werden. Durch Workshops und fortlaufender Beratung von der Interkulturellen Promotorin Dorsa Moinipour wurden sie empowert sich in der Förderlandschaft selbstständig zu bewegen, ihre Arbeit effektiv und nachhaltig zu gestalten sowie in der Gesellschaft als wichtige Akteure sichtbar zu werden. Die Vereine wurden dabei unterstützt eigene Projektideen zu entwickeln, Förderanträge zu stellen und ihre eigenen Projekte zu implementieren und abzuschließen. Ferner konnten einige Vereine mit ehrenamtlichen und Studierenden/Praktikant*innen vernetzt werden, so dass sie zusätzlich flankierend hinsichtlich ihrer operativen Tätigkeiten (bspw. Anträge schreiben, Verwaltungstätigkeiten, Seminare organisieren etc.) unterstützt werden konnten.
Auf diese Weise können die migrantischen Organisationen ihr gewonnenes Wissen, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse nutzen, um als Multiplikator*innen andere Vereine zu aktivieren und fortzubilden sowie diese ebenfalls in das bestehende Netzwerk zu integrieren. Außerdem werden die migrantischen Organisationen miteinander an einer Schnittstelle vernetzt und so nachhaltig gestärkt.
ConnAct – Mehr Vielfalt für Eine Welt 15.05.2019 im Stadt Museum Düsseldorf
Die Veranstaltung „ConnAct – Mehr Vielfalt für eine Welt“ widmete sich dem Thema Vielfalt im Land NRW. Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, sprach in ihre Keynote die Themen Integration und Teilhabe und die Fortschritte, die in Nordrhein-Westfalen schon erreicht wurden, an. Gleichzeitig räumte Staatssekretärin Güler ein, dass noch viel zu tun sei. So müsse sich auch die Landesverwaltung mehr öffnen und gezielt um Menschen mit Migrationsgeschichte werben.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion gingen die Diskutant*innen auf die Chancen ein, die eine interkulturelle Öffnung in den unterschiedlichen Bereichen biete. Das Potenzial der vielen migrantischer Akteur*innen werde oft nicht genutzt. Dabei wurde immer wieder die Mittlerrolle angesprochen, die Menschen haben, die in mehr als einer Kultur zu Hause sind.
Dorsa Moinipour, interkulturelle Promotorin für den Regierungsbezirk Köln, berichtete aus ihrer Arbeit mit Geflüchteten und migrantischen Organisationen (MO). Unter anderem hemmten komplizierte Antragsverfahren auch das entwicklungspolitische Engagement vieler MO mit guten Ideen. Dadurch entstünden Barrieren, die eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erschweren.
Ivy Owusu-Dartey ging auf die Chancen für Kommunen ein, Migrant*innen einzubinden, wenn es um Themen wie globale Gerechtigkeit, Flucht, Entwicklungspolitik oder interkulturelle Öffnung geht. Sie stellte das Projekt MiGlobe vor. Das Projekt bietet Kommunen kostenlose Beratungseinsätze zu den oben genannten Themen an.
Austen Peter Brandt (Phönix e.V.) sprach über den strukturellen Rassismus und die Herausforderungen, diesem trotz aller Fortschritte nachhaltig zu begegnen können: Man müsse viel mehr über den systemischen und institutionellen Rassismus reden, um Prozesse interkultureller Öffnung voranzutreiben.
Nach einer Mittagspause mit leckeren ghanaischen Gerichten aus der Küche von Opo’ku Ghana Street Kitchen aus Düsseldorf-Bilk ging es gestärkt in die Arbeitsgruppen. In drei Workshops wurde über entwicklungspolitische Arbeit aus drei unterschiedlichen Perspektiven diskutiert.
Fachtag der Entwicklung 13.06.2019
Am 13.06.2019 fand im Forum Volkshochschule im Museum am Neumarkt der Fachtag der Entwicklung mit über 200 TN statt, den die Interkulturelle Promotorin plante und implementierte. Ziel der Veranstaltung war es, die Tätigkeiten und Erfolge, wie auch Potentiale und Perspektiven von migrantischen Akteur*innen in der Integrationsarbeit und entwicklungspolitischen Arbeit für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche besser sichtbar zu machen. Außerdem sollte der Tag dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen der EU und dem globalen Süden (Afrika u.a.) im Sinne der Agenda 2030 und 2063 der UN und AU, durch einen Austausch von Fachwissen und einen Perspektivenwechsel gezielt zu stärken und die aktiven Partner der Entwicklungszusammenarbeit auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene besser zu vernetzen. Neben Interviews und Vorträgen von Expert*innen wie Serge Palasie (Fachpromotor für Flucht, Migration und Entwicklung), Prinz Dr. Asserate (Unternehmensberater, Bestsellerautor und politischer Analyst.), Dr. Boniface Mabanza (Philosoph, Literaturwissenschaftler und Theologe) und Prof. Dr. Kim Bischoff (Expertin für Förderung von Unternehmertum im Globalen Süden), konnten auch Sally Wane (Unternehmerin) und Bundestagsabgeordneter Uwe Kekeritz (Bündnis 90/Die Grünen, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mit ihrer Fachkompetenz in der anschließenden Podiumsdiskussion überzeugen.
Im Laufe der Vorträge und Diskussionen wurde immer wieder verdeutlicht, dass eine effektivere Gestaltung der Entwicklungszusammenarbeit, nur durch mehrheitliche Partizipation von Expert*innen mit diasporischem Hintergrund möglich ist, denn diese wissen genau wo der Kern der Fluchtursachen in ihren Herkunftsländern liegt, sondern kennen die Bedarfe, Kulturen und Systeme der Zielländer meistens viel besser.
Der Fachtag der Entwicklung war durch seinen Fokus auf aktuelle und relevante Fragen und der offenen Herangehensweise bei der Beantwortung dieser, eine für uns sehr erfolgreiche Veranstaltung. Abgeordneter Kekeritz versprach einige der Inputs direkt mit nach Berlin zu nehmen, wodurch sich hoffen lässt, dass die Thematik, in Zukunft, zumindest etwas mehr Gehör auf der bundespolitischen Bühne finden wird.
Kooperationen & Evaluierung
Während der Projektarbeit im Jahr 2019 konnte die Interkulturelle Promotorin Dorsa Moinipour auf bereits bestehende Kooperationen mit Vereinen, Organisationen und Institutionen zurückgreifen (bspw. Erzbistum Köln, Amt für Integration und Vielfalt, OB/5 Referat für Internationales Stadt Köln, Elternnetzwerk NRW, Move gGmbH, VHS Forum). Es sind jedoch auch neue Kooperationen entstanden.
Es gab Austauschtreffen mit der AWO Köln und der Kölner Stadtverwaltung zu dem Thema Vielfaltskompetenzen bei der Arbeit mit Geflüchteten Menschen.
Aufgrund der aktuellen Evaluierung lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Projektjahre erfolgreich durchgeführt wurden. Das Engagement und die Vernetzung von migrantischen Organisationen im Bereich der entwicklungspolitischen Arbeit konnte nachhaltig gestärkt werden. Für die TN konnte im Projektjahr 2019 ein Raum für entwicklungspolitische Partizipation geboten werden, der sie über wesentliche Themen zu entwicklungspolitischer Partizipation aufklären konnte und ihnen ermöglichte, eigene Oberziele, Vorgehensweisen, Maßstäbe und Indikatoren in Bezug auf ihre entwicklungspolitische Teilhabe zu entwickeln sowie eigene Aktionen zu planen. Für die TN konnte im Projektjahr 2019 ein Raum für entwicklungspolitische Partizipation geboten werden, der sie über wesentliche Themen zu entwicklungspolitischer Partizipation aufklären konnte und ihnen ermöglichte, eigene Oberziele, Vorgehensweisen, Maßstäbe und Indikatoren in Bezug auf ihre entwicklungspolitische Teilhabe zu entwickeln sowie eigene Aktionen zu planen.
Ferner konnte die Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft über die globalen Hintergründe von Flucht und der Gestaltung von Vielfalt erfolgreich umgesetzt werden.
Planung des Fachtags der Entwicklung II an der RWTH Aachen in Kooperation mit Oheema Green Housing
Die Initiative Ohemaa Green Housing (OGH) ist eine deutsch-ghanaische Start-up-Initiative mit dem Ziel, Wohnen auf afrikanischem Boden neu zu definieren. Die Vision ist es, das erste Bauunternehmen auf ghanaischem Boden zu gründen, dass sich hauptsächlich auf den Bau von Tiny Häusern aus recyceltem Kunststoff spezialisiert (https://de.ohemaagreenhousing.com/vision). Sie konnten durch die Dorsa Billstein effektiv bei der Suche nach Fördermöglichkeiten und bei der Planung eines Auftaktevents unterstützt werden. Da die Förderung für das Aufstellen eines Prototypen des Tiny House bewilligt wurde und dieses an der RWTH Aachen aufgestellt werden soll, wurde ein gemeinsame Veranstaltung geplant, um gleichzeitig Best-Practices aus Projekten zur Förderung der nachhaltigen Entwicklungsziele von migrantischen Akteuren der Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft vorzustellen und in Anknüpfung an den 1. Fachtag der Entwicklung am 13.06.2019 Lösungsansätze für die Erhöhung der Partizipation von migrantischen Akteuren in der entwicklungspolitischen In- und Auslandsarbeit zu finden.