Mit dem Projekt Beta „Kompass zur Selbsthilfe PLUS“ wird Migrafrica ein neues Projektkonzept im gesamten Landesgebiet umsetzen. Unser Ziel ist es, in ganz NRW sowohl Geflüchtete als auch Ehrenamtliche zu erreichen. Mit dem Projekt werden über den Zeitraum von vier Jahren (2016 bis inkl. 2019) durch Orientierungsseminare in mehreren großen Städten NRWs einerseits Geflüchtete in ihrer herausfordernden Anfangsphase in Deutschland informiert und unterstützt und andererseits Ehrenamtliche für ihre Tätigkeit mit Geflüchtete qualifiziert und sensibilisiert. Die Orientierungsseminare für die Geflüchteten richten sich hauptsächlich an “neu” in Deutschland angekommene, afrikanische Geflüchtete im Alter von 18 bis 35 Jahren. An jeder Veranstaltung können bis zu 60 Interessierte teilnehmen. Die Teilnehmenden werden mit den wichtigsten Informationen (soziale, juristische und wirtschaftliche Belange) hinsichtlich des Integrationsprozesses versorgt und somit “fit” für den Alltag in Deutschland gemacht. Dabei ist es uns wichtig, den Teilnehmenden zu zeigen, dass sie mit ihren individuellen Problemen nicht alleine sind und dafür Sorge zu tragen, dass sich ihre Lebenssituation so schnell wie möglich stabilisiert. Die Orientierungsseminare werden mehrheitlich von ehemaligen Geflüchteten abgehalten, welche MitgliederInnen unseres Vereins sind. Den Teilnehmenden bietet sich dadurch die Möglichkeit, von Menschen mit ähnlichen Fluchterfahrungen und der gleichen Kultur und Sprache, die sich in Deutschland erfolgreich beruflich und sozial integriert und etabliert haben, zu lernen und Vorbilder können entstehen. Die Tatsache, dass die ehemaligen Geflüchteten die Orientierungsseminare organisieren und ausrichten stärkt das Vertrauen und schafft Verbindlichkeit. Neben den MitarbeiterInnen unseres Vereins wirkt ergänzend auch ein ExpertInnenteam aus JuristInnen, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen an den o.g.  Orientierungsseminaren mit.

Im Rahmen des Projekts erfassen wir mit Hilfe von Fragebögen und persönlichen Gesprächen die individuelle Ausgangslage der Teilnehmenden und setzen dementsprechend die thematische Gestaltung um. Des Weiteren nutzen wir diese Daten für die Vermittlung und Vernetzung der Geflüchteten und stellen sie Städten, Behörden und Migrantenselbst- und Hilfsorganisationen (unter Beachtung des geltenden Datenschutzgesetzes) zur Verfügung, welche die Datenerhebung zur Förderung und zum Ausbau von bestehenden Integrationsangeboten nutzen können.

Vor Ort werden die Ehrenamtlichen durch die Qualifizierungsseminare für die komplexen Tätigkeiten mit den Geflüchteten hinsichtlich juristischer, psychologischer und kultureller Themen informiert und sensibilisiert. Weiterhin werden Therapiemöglichkeiten, alltägliche Herausforderungen, effiziente Integrationsmethoden und soziale Aufnahmebedingungen von Geflüchteten behandelt und aufgezeigt.

Im Rahmen der o.g. Seminare werden die Teilnehmenden zusätzlich miteinander, mit den Ehrenamtlichen sowie mit unserem Verein vernetzt, wodurch sie langfristig mit Informationen versorgt werden und diverse Unterstützung erhalten können.

Projektverlauf Abschlussbericht

Das Projekt startete mit den Vorbereitungen im Mai 2016 und wird noch bis Ende des Jahres 2018 fortgeführt. Bisher wurden mehrere Orientierungsseminare in acht Städten abgehalten: Wuppertal, Aachen, Bielefeld, Düsseldorf (im Jahr 2016) und Duisburg, Essen, Düren, Siegburg/Umgebung (im Jahr 2017). Die Orientierungs- und Vernetzungsseminare für die Geflüchteten und Ehrenamtlichen fanden bisweilen jeden zweiten Monat in einer der Zielstädte statt.

Vor dem Beginn der Veranstaltung wurde zu den zuständigen Stadtverwaltungen (Amt für Soziales und Wohnen, Ausländeramt etc.) sowie zu diversen Einrichtungen für Asylsuchende, Jugendwohngruppen, Migrantenselbstorganisationen Kontakt aufgenommen, um das Projekt vorzustellen. Zusätzlich sprachen wir persönlich mit den jeweilig zuständigen Ansprechpartnern und hinterlegten sowohl Flyer als auch Handouts an den relevanten Orten, um möglichst viele Teilnehmende für die Seminare zu gewinnen.

Darüber hinaus wurde für das Projekt aktiv auf unserer Facebook Seite und auf der Website von Migrafrica sowie der Partnerorganisation geworben.

Bisweilen haben uns die Einrichtungen (Unterkünfte für asylsuchende und Erstaufnahmeeinrichtung etc.)  der o.g. Städten die Räumlichkeiten für die Durchführung der Seminare unentgeltlich zur Verfügung gestellt, sodass wir das Projekt erfolgreich durchführen konnten.

Projektwirkung

Innerhalb der Orientierungsseminare konnten wir bis Dato unser Ziel erreichen, den jungen Geflüchteten Integrations- und Berufsanerkennungsmöglichkeiten aufzuzeigen und sie über asyl-, arbeits- und -strafrechtlich relevante Themen aufzuklären. Sie setzten sich über Möglichkeiten des sozialen und juristischen Umgangs mit Fremdenfeindlichkeit auseinander und wurden ermutigt, ihren Integrationsprozess selbst in die Hand zu nehmen. Die Neuankömmlinge tauschten sich mit ehemaligen bereits in Deutschland gut integrierten Geflüchteten (die diversen Berufsrichtungen wie Kranken- und Altenpfleger, KFZ Mechaniker, Gastronom, IT-Spezialist, Diplom-Wirtschaftler, Rechtsanwalt, Master in Internationale Beziehungen nachgehen) aus. Durch den Austausch ihrer positiven Erfahrungen konnten die “Ehemaligen” die „Neuen“ in ihrem Integrationsprozess stärken. Die Kontakte werden den Austausch zwischen den o.g. Gruppen langfristig aufrechterhalten und das entstandene Vertrauen nachhaltig festigen.

Ferner wurden die Geflüchteten an die unterstützenden Organisationen und interessierten Ehrenamtlichen vor Ort gezielt vermittelt, um weitere Vermittlungen, wie bspw. zu Integrationskursen, Therapeuten/Ärzten etc. gewährleisten zu können. Das Ziel die ehrenamtlichen Strukturen vor Ort für ihre Arbeit mit Geflüchteten zu stärken, indem diese für diverse Themenbereiche (Flucht und Ursachen, psychische Belastungen wie Depression/Traumatisierung und Therapiemöglichkeiten, Vernetzung, soziale und juristische Bedürfnisse der Geflüchteten, straf-, arbeits- und asylrechtliche Gegebenheiten, effiziente Integrationsmethoden in Kooperation mit MSO etc.) sensibilisiert wurden, konnte in vollem Umfang erreicht werden. Hierdurch wurden insgesamt 123 Ehrenamtliche erreicht und hinsichtlich der o.g. Themen qualifiziert und mit den ehemaligen Geflüchteten vernetzt.

Durch informelle und interaktive Dialoge wurden die oben beschriebenen Themenbereiche behandelt und mit Gruppenarbeiten und Rollenspiele vertieft.

Wir stellten während des Projekts fest, dass die Teilnehmenden der Orientierungskurse im Umgang mit dem Medium Internet und mit der EDV-Nutzung starke Defizite aufwiesen. Zudem ist die Verfügbarkeit des Internets für die Zielgruppe in den entsprechenden Einrichtungen nicht vorhanden.

Daher konnte das entstandene Netzwerk zwischen allen Akteuren bisweilen leider nicht durch Social Media und ähnliche Foren  gesichert werden. Auch die geplanten Schulungen der Geflüchteten durch EDV-Kurse konnten aus diesem Grund nicht erfolgen.

Zudem konnten wir in Gesprächen mit den Ehrenamtlichen, die in den (Asyl-)Unterkünften tätig sind einen weitaus höheren Bedarf an intensiver und langfristiger Unterstützungs- und Beratungsarbeit feststellen als es im Rahmen dieses Projektes möglich ist. Aufgrund der Komplexität der Arbeit mit Geflüchteten und zeitlicher Knappheit, da viele ihre Tätigkeit mehrheitlich auf “Aushilfsbasis” neben ihren regulären Berufen ausüben, können die Ehrenamtlichen teilweise nicht genügend auf die Nöte der Geflüchteten eingehen.

Um diesen  Herausforderungen und Defiziten zu begegnen führen wir seit 2017 das von Aktion Mensch geförderte Projekt “Qualifizierung Plus” durch, welches die Ehrenamtlichen (mit oder ohne Fluchtgeschichte) intensiv für ihre Tätigkeit mit Geflüchteten vorbereitet, qualifiziert und vernetzt. Zudem erfassen wir im Rahmen der Seminare in Interviews die Bedürfnisse und Herausforderungen der bisher 380 geflüchteten und 123 ehrenamtlichen Teilnehmenden und reflektieren in regelmäßigen Sitzungen systematisch unsere Vorgehensweise und entwickeln Verbesserungsmöglichkeiten, um relevante Themen immer wieder auf die Zielgruppen anzupassen.

Auch in diesem Jahr werden wir diese notwendige Tätigkeit in vollem Umfang fortsetzen und die Netzwerke erweiterten.

Der Verein bedankt sich bei der Bezirksregierung Arnsberg und des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen für die Förderung.

Das Projekt Kompass zur Selbsthilfe Plus 2018

Das Projekt Kompass zur Selbsthilfe Plus, befindet sich gegenwärtig in seinem dritten Durchführungsjahr. Neben der erneuten Aufklärung, Sensibilisierung und Fortbildung von Ehrenamtlichen für ihre Tätigkeit mit Geflüchteten, konnten die Orientierungsseminare verstärkt Geflüchtete in kleineren Städten und Gemeinden im Raum NRW erreichen.

Im Rahmen des Projekts wurden mehr als 20 Kommunen via E-Mail und telefonisch kontaktiert. Teilweise gestaltete es sich schwierig den Kontakt mit den Kommunen aufzubauen und Veranstaltungen zu planen.

Trotzdem führten wir im Laufe des letzten Jahres insgesamt acht Veranstaltungen in vier Gemeinden, Bergisch Gladbach, Solingen, Brühl und Königswinter, für Ehrenamtliche und Geflüchtete durch, bei denen teilweise auch TeilnehmerInnen aus weiteren Gemeinden anwesend waren. Außerdem konnten wir auch in Köln und Umgebung erfolgreich Ehrenamtliche fortbilden. Dabei arbeiteten wir erfolgreich mit dem DRK, LeiterInnen von Gemeinschaftsunterkünften, Willkommensinitiativen, den Integrationsbeauftragten der Städte sowie VertreterInnen der Kommunalen Integrationszentren zusammen. Auf diese Weise konnten die Veranstaltungen besonders bedarfsorientiert geplant und gestaltet werden.

Bei den Veranstaltungen für Geflüchtete wurden insgesamt 123 TeilnehmerInnen über unterschiedliche Themen, wie den Asylantrag (Änderungen und Vorgehensweisen), die Arbeitsmarktintegration, die Wohnungssuche und den Umgang mit Rassismus und Diskriminierung, umfassend informiert. Für eine erhöhte Zugänglichkeit wurden je nach Bedarf simultane Übersetzungen auf Tigrinya, Englisch, Französisch und Arabisch durch DolmetscherInnen angeboten. Interaktive Methoden und individuelle Beratung stärkten die Motivation und das Vertrauen der TeilnehmerInnen und ermöglichten ihnen ihre individuellen Bedarfe zu äußern.

Mit den Veranstaltungen für Ehrenamtliche wurden insgesamt 89 Personen erreicht und insbesondere zum Thema Vielfaltskompetenzen in der Arbeit mit Geflüchteten Menschen sowie Rassismus und Diskriminierung fortgebildet. Außerdem wurden sie in den Bereichen Asylantrag und Arbeitsmarktintegration geschult. Durch interaktive Übungen, bei denen mehrheitlich das Modell der „Appreciative Inquiry“ und die Clear-Methode angewendet wurde, konnte die Motivation und die positive Wahrnehmung der Ehrenamtlichen für ihre weitere Arbeit gesteigert werden. In gemeinsamen Diskussionen wurden Erfahrungen und Best-Practice Beispiele ausgetauscht und auf individuelle Fragen der TeilnehmerInnen eingegangen.

Insgesamt konnten die Ehrenamtlichen und Geflüchteten durch die Veranstaltungen nachhaltig mit unserer Organisation vernetzt werden. Mehr als 19 geflüchtete TeilnehmerInnen suchten in Folge der Veranstaltungen den Verein zur Unterstützung und Beratung in unterschiedlichen Belangen auf. Außerdem nehmen 7 dieser Geflüchteten an unserem Projekt “WorkKompass Plus” teil, das sie bei der Arbeitsmarktintegration unterstützt. Zusätzlich kontaktierten uns nach den Veranstaltungen mehr als 20 Ehrenamtliche bezüglich unterschiedlicher Themen. Sie konnten erfolgreich beraten sowie an Aktivitäten des Vereins oder an entsprechende Angebote oder Beratungsstellen anderer Organisationen angebunden werden.

Wir bedanken uns bei der Bezirksregierung Arnsberg für die freundliche Unterstützung

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